Wenn der Fanclub Has & Igel der Buxtehuder Handball-Frauen etwas anpackt, dann hat das immer Hand und Fuß – So auch die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen.
Der kleine Saal im Gildehaus war festlich dekoriert in Blau und Gelb, den Vereinsfarben des Buxtehuder SV. Trikots, Sweatshirts und Jacken aus dem reichhaltigen Museumsfundus von Andreas Schön dokumentierten eindrucksvoll die Geschichte des Fanclubs. Eine besondere und erfolgreiche Geschichte sind die drei Jahrzehnte Bundesliga-Handball in Buxtehude allemal. Der sensationelle Pokalsieg in Bietigheim ist allen noch in frischer Erinnerung, vor allem bei den Fans, die den Weg mit nach Schwaben angetreten hatten. Fast überall, wo die BSV-Handballerinnen auftreten, können sie gewiss sein, dass ihre Fans schon da sind. Ganz getreu dem Motto „Ick bün all hier“. Die berühmte Märchen-Sage um das Wettrennen zwischen dem Hasen und Igel ist auch zum Leitfaden für den Buxtehuder Fanclub geworden, der im Jahre 1992 den Zusatz Has & Igel in seinen Namen aufnahm.
Ursprünglich gegründet wurde der Fanclub schon 1989, als die Handball-Damen ihren unaufhörlichen Weg mit dem Aufstieg in die Bundesliga krönten. Eine Handvoll „Handball-Verrückter“ benannte sich nach der Vereinskneipe Braupfanne, die lange Jahre Stammkneipe und Treffpunkt war. Aus dem losen Zusammenschluss wurde im Jahre 2010 ein eingetragener Verein. Der Fanclub „Has & Igel“ steigerte seine Mitgliederzahl von anfänglich 30 auf heute mehr als 130 Anhänger.
Auch BSV-Manager Peter Prior würdigte in seiner Jubiläumsansprache Engagement und Hilfsbereitschaft der Mitglieder, die immer zur Stelle sind, wenn irgendwo angepackt werden muss. „Wer keinen Fanclub hat, ist arm dran“, sagte der Manager, „wir sind schwer beeindruckt und wissen die Unterstützung zu schätzen.“ Prior hatte ein besonderes Geschenk mitgebracht, ein Werbebanner mit Fotos der vier größten Erfolge der BSV-Handballerinnen (Europacup 1994, Challenge-Cup-Sieger 2010 und zweifacher Pokalsieger 2015/2017) sowie dem Slogan „Gemeinsam sind wir stark“. Das Präsent wird künftig in der Halle Nord die Verbundenheit zwischen Fanclub und BSV-Team dokumentieren. Trainer Dirk Leun und Mannschaftsführerin Antje Peveling würdigten den „Super-Fanclub“.
Die Mannschaft bedankte sich auf ihre Weise: Julia Gronemann und die drei Holländerinnen Lynn Knippenborg, Michelle Goos und Yara Nijboer sorgten für einen süßen Gaumenschmaus, servierten selbstgebackenen Jubiläumskuchen, den sich die 125 Gäste zum Dessert schmecken ließen. Zum Jubiläumsprogramm gehörte auch eine Riesentombola mit hunderten Preisen, bei der Nationalspielerin Lone Fischer einen Flachbildfernseher als Hauptgewinn zog. Sieger des Bilder-Ratespiels „Dalli klick“, wo zwei Mannschaften ehemalige und aktuelle Spielerinnen erraten mussten, wurde das Team „Hase“ um Trainer Dirk Leun, der mit seinen Spielerinnen Lone Fischer, Emily Bölk, Friederike Gubernatis und Yara Nijboer nicht zu schlagen war. Das hoch unterlegene „Igel-Team“ der Fans um die beiden Mitbegründer Peter Quast und Adolf Schwartz freute sich dennoch über den zweiten Platz.
Fanclub-Vorsitzender Adolf Will und sein Festausschuss konnten sich derweil zufrieden zurücklehnen und ihr Jubiläumsfest genießen. Bei vielen interessanten Gesprächen rund um den geliebten Handballsport und vielen anderen Themen kamen sich Fans, Spielerinnen und Funktionäre ein weiteres Stückchen näher. Die Vorfreude auf die neue Saison war deutlich zu spüren.
Prior vergaß nicht, den Supercup am 3. September zum Saisonauftakt zu erwähnen, wenn der Buxtehuder SV als Pokalsieger den deutschen Meister SG BBM Bietigheim in Wilhelmsburg empfängt. „Dort werden wir erleben, wie geil so ein Handballspiel in so einer Arena sein kann“, sagte der Manager mit einem Seitenhieb auf den lange geforderten Bau einer neuen Arena in Buxtehude. Beim Jubiläum lagen Unterschriftenlisten für die Schaffung einer neuen Spielstätte der Handball-Frauen aus.
Zum Saisonauftakt startet der Buxtehuder SV gegen den Aufsteiger HC Rödertal, der den insolventen HC Leipzig ersetzt. Mit Vorfreude wurde in Buxtehude auch der heutige Dienstag erwartet, wenn in Wien die Europapokalspiele ausgelost werden. Der Fanclub „Has & Igel“ ist natürlich dabei und wird seinen Leitspruch „Ik bün all hier“ auch international treu bleiben.
Michael Jungblut
Wer hätte das gedacht? Michael Jungblut, Urgestein auf der Bank der BSV-Handballerinnen ist Gründungsmitglied des Fanclubs. 1989 war er häufiger Gast in der Braupfanne und war Feuer und Flamme, als die Idee aufkam, einen Fanclub zu gründen. Der BSV hatte gerade den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Wenn er zu den monatlichen Versammlungen geht, gibt es immer viel zu erzählen. Jungblut kennt als Einziger die 30-jährige Bundesligageschichte. Von Anfang an ist er dabei, kümmert sich in seiner ihm eigenen Art um die Belange der Mädchen, und ist verantwortlich für den modischen Chic der Trikots. Die neuen grünen T-Shirts hat Jungblut ausgesucht, um ein bisschen Farbe ins Spiel zu bringen.
Peter Quast
Für Peter Quast ist es fast ein Ritual. Bei jedem Heimspiel seiner BSV-Damen sitzt der Handball-Fan in unmittelbarer Nähe der Trainerbänke auf der gegenüberliegenden Seite der Tribüne. Dort hat er seinen Platz mit seinem Rollstuhl gefunden. Und wird von Spielerinnen, Trainer und Betreuer per Handschlag begrüßt. Seit ein paar Jahren ist der frühere Werftarbeiter auf das fahrbare Gefährt angewiesen. Vor zwei Jahren wurde Quast zum „Fan des Jahres“ gewählt. Der heute 77-Jährige hat sich immer in den Dienst der Handball-Frauen gestellt, überall abgepackt. Er war von Anfang an bei fast jedem Auswärtsspiel dabei und ist durch Deutschland und Europa getourt. Jahrelang zeichnete Peter Quast auch für die Aufstellung der Plakate in Buxtehude verantwortlich.
Adolf Will
Das T-Shirt sagt eigentlich alles: „Hier kann jeder machen, was ich will“ ist auf der Brust zu lesen, und auf der Rückseite steht „Wer will? Ich will. Adolf Will.“ Seit 2002 ist Adolf Will (77) Vorsitzender des Fanclubs, „da haben sie mich ausgetrickst“, wie er sagt. Die Sprüche auf dem T-Shirt waren sein Credo. „Ich habe von Anfang an gesagt, wo es langgeht, der Laden muss laufen“, sagt der frühere Schlachtermeister. Und der „Laden“ lief, mit viel Leidenschaft hat er sein Amt ausgeübt, immer mit großer Unterstützung seiner Frau Inge. Unter seinen Fittichen hat sich der Verein auf heute 130 Mitglieder entwickelt. Beigetragen dazu haben auch Trainer Dirk Leun, das Top-Verhältnis zur Handball-Marketing und die Mannschaftserfolge. Im August hört Will bei der Jahreshauptversammlung nach acht Jahren als Vorsitzender auf.
Andreas Schön
Das BSV-Museum steht im Alten Land. Genauer gesagt in Lühe. Andreas Schön heißt der Mann, der zu den Gründungsmitgliedern des Fanclubs „Has & Igel“ gehört. Von Anfang an sammelte der gelernte Bauzeichner, der heute in einem Tiefkühllager arbeitet, alles, was mit Handball beim BSV zu tun hat. Zwei Zimmer in seinem Elternhaus in Lühe sind dem „BSV-Museum“ gewidmet. Trikots, Sweatshirts, Vereinsjacken, Fotos, Zeitungsausschnitte, Plakate, Wimpel, Programmhefte. Die Original-Trikots sind allesamt in Bilderrahmen untergebracht. Nach 25 Jahren platzt das Museum aus allen Nähten. Schön ist Handball-Fan durch und durch, dabei hat der 52-Jährige nie selbst gespielt. Angefangen hat seine Leidenschaft beim VfL Stade, danach sah er viele Spiele des VfL Fredenbeck in der Bundesliga, ehe er das erste Europacup-Spiel der BSV-Frauen in der Fredenbecker Geestlandhalle gegen Magdeburg sah. Von da an hatte es ihn gepackt.
Karin und Adolf Schwartz
Adolf Schwartz’ Leidenschaft hat nie nachgelassen. Seine Frau Karin stieß 2002 dazu, und gibt heute auf der Trommelbank mit der Pauke den Takt an. „Ich war zwei Mal in der Halle“, sagt Karin Schwartz, „das Handballfieber hat mich sofort gepackt.“ Während Karin im Fanclub für gute Laune zuständig ist, sorgt „Adsche“ für das leibliche Wohl. Vor Auswärtsfahrten schmiert er an die 100 Mett- und Käse-Brötchen, die er im Reisebusses serviert. Für die japanische Torhüterin Mami Tanaka waren Karin und Adolf Schwartz ein bisschen Ersatzeltern, sie haben sich während ihrer BSV-Zeit intensiv um sie gekümmert.
Quelle: Tageblatt vom 18.07.2017 (Fotos und Text: Hans Kall)